INDIEN
Ein langsamer Start mit indischer Hochzeit

Wir starten langsam in Indien. Kommen am 24. Dezember 2019 in Jaipur an und werden beide erstmal krank. Erst Joscha, dann Julia. Die erste Woche bewegen wir uns nur zwischen Dachterrasse, unserem Zimmer und den Hochzeitslocations hin und her. Es ist trubelig und laut in Jaipur. Unser Gästehaus ist in diesen ersten Tagen unsere Oase. Angenehm ruhig ist unsere Straße, in der ab und zu eine Kuh vorbeiläuft oder ein Straßenhändler seinen Wagen durchschiebt. Am Ende vom Tag sitzen wir oft auf der Dachterrasse und schauen den vielen Drachen im Sonnenuntergang zu, mit denen die Kinder abends alle über den Dächern gegeneinander „kämpfen“. Immer wieder werden Schnüre gekappt, bis die gegnerischen Drachen vom Himmel fallen. Im Baum sitzen ein paar kleine grüne Papageien, Streifenhörnchen flitzen über die Terrasse und wenn man nicht aufpasst, sind die Affen schneller als einem lieb ist im Gästehaus. Zwischendrin die Hochzeit, die unglaublich bunt, spannend und so ganz anders als bei uns ist. Mit Bollywoodtänzen, Hennamalereien, traditionellen Zeremonien und all den Deutschen in traditioneller indischer Kleidung, wird zwei Tage lang richtig schön gefeiert und gegessen. Aber Indien ist erstmal auch irgendwie viel. Wir tun uns etwas schwer hier anzukommen. Können gar nicht genau sagen warum. Die Euphorie der ersten zwei Wochen ist etwas gedämpft, aber wir starten wieder gesund und freudig in das neue Jahr. Wir fahren mit Lukas und Aastha und ihren Freunden zum Taj Mahal, schauen Jaipur an, sind bei einem Fest im Tempel eingeladen und haben eine schöne gemeinsame Zeit. Nach 1 ½ Wochen sind wir die letzten deutschen Hochzeitsgäste in Jaipur. Mit unseren gepackten Rucksäcken stehen wir am Bahnhof und ziehen weiter. Wieder zu zweit und in unserem Tempo. Stück für Stück. Indien, es kann losgehen!




Ja wie ist Indien denn nun?

Wir bereisen fast drei Wochen Rajasthan. Besuchen nach der Hochzeit in Jaipur Jodhpur, Jaisalmer, Udaipur und Bundi. Es ist ein bisschen auf und ab und die Frage “und wie ist denn Indien nun?” können wir irgendwie nicht so recht beantworten. Weil Indien ist manchmal einfach alles. Im gleichen Moment. Laut, schön, dreckig, bunt, hässlich, faszinierend. Nette, hilfsbereite Menschen und die, die dir non stop etwas andrehen wollen - “Where are you from?”, “Oh Germany, nice country!” (Was sie zu jedem anderen Land wahrscheinlich auch sagen), “Come, have a look at my shop”, “Only 200 Rupies”. Unfassbar laut war es vor allem in Jaipur. Alle Autos und Roller hupen ohne Unterbrechung. Wir haben so etwas noch nie erlebt. Durch all das Getummel läuft hin und wieder eine Kuh. Seelenruhig. Sucht sich im nächsten Müllhaufen etwas zu essen. Frauen in wunderschönen bunten Saris neben kleinen Kindern die halb nackt an der Straße wohnen. Indien ist voller Kontraste. Eigentlich ist uns nach Ruhe und Natur. Vielleicht kommt uns deshalb manchmal alles wie Reizüberflutung vor. Aber vor allem Ruhe ist schwer zu finden. Wir flüchten ein paar Mal raus aus den Städten. Leihen uns einen Roller oder Fahrräder. Sehen einfache Dörfer. Kinder die uns freudestrahlend winken und neben unseren Fahrrädern mitrennen. Außerhalb von Udaipur finden wir endlich mal wieder etwas grün. Und in Bundi fahren wir durch karge Stein- und Wüstenlandschaften. Endlich etwas Weite, keine Menschen und hupenden Fahrzeuge. Hin und wieder ein paar Schäfer mit ihren Herden. Ein Freiheitsgefühl kommt auf, wenn wir so auf dem Roller sitzen und selbst entscheiden können wo wir langfahren. Kurz überlegen wir ob wir uns nicht einen eigenen zulegen sollen und damit in den Süden fahren. Zugtickets kaufen klappt manchmal gut, dann wieder überhaupt nicht. In Reiseunternehmen zahlen wir schnell mal das doppelte und online machen die Bus- und Bahnseiten manchmal was sie wollen. Wir sind so oft abhängig von anderen. Das macht es anstrengend. “India no problem!” – ja so ist es irgendwie. In Indien scheint manchmal alles möglich. Oft stehen wir staunend da. Sind fasziniert darüber, wie Dinge funktionieren. Während wir all die Forts und Paläste besuchen können wir uns vorstellen, wie es früher hier einmal gewesen sein muss. Wir lernen viel, sehen viel, saugen alles auf. Auf unseren Zugfahrten werden wir mit Essen versorgt, müssen alles probieren und bekommen sicherheitshalber noch etwas abgepackt. Wir werden zu unserer Unterkunft vom Bahnhof gefahren, weil die Menschen sich freuen, dass wir in ihrem Städtchen zu Besuch sind. Ein Taxi nehmen? Keine Chance. Das Essen ist als Vegetarier ein Traum in Indien. Wir sehen Kamele, die über die Straße laufen. Finden auch nach einer Stunde Fahrt zum Wasserfall mitten in der Natur die Müllhaufen und überall trinken wir Chai. Ja, wie ist Indien denn nun? Viel, schön und herausfordernd. Manchmal sagen wir, wenn wir Indien schaffen, dann schaffen wir den Rest erst recht!

Jaipur Wimmelbild.

Abendsonne im Smog.

Spiegelung - Taj Mahal, Agra.